Fall into places II

Bei der Arbeit „fall into place“ – einem großformatig ausge­arbeiteten, analogen Performance-Still aus dem Jahre 2003, den ich 2017 auch zu einer Installation neu inszenierte – verwendete ich bei meiner damali­gen wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Zustand des Schlafens meinen Körper erstmals nicht nur äußerlich als Bildmaterial sondern auch als Forschungsobjekt hinsichtlich innerer Vorgänge.

Die damit zusammenhängenden Wahrnehmungsstudien in horizontaler Lagen führten zu einer Performance auf einer Autobahn, die unmittelbar vor ihrer Eröffnung stand und deren Zufahrten durch unverschiebliche Betonabsperrun­gen gesichert waren. Meine Intention war dabei, durch das Liegen auf unpassenden und öffentlichen Orten für mich zu beweisen, dass allein das Niederlegen des Körpers, un­geachtet der Exponiertheit bzw. des Gefahrenpotentials, zu einem unweigerliche Einsetzen eines Entspannungsgefühls führen würde.

Die Tatsache, dass am Tag der Performance – nur wenige Minuten nach dem Abbau des Performance-Sets- plötzlich wie aus dem Nichts zwei Autos über die gesperrte Autobahn rasten, ließ mich das Werk 2017 als installative Neuinszenierung in den Kontext um die Philosophie des Zufalls stellen.

Wie Ereignisse miteinander in Verbindung stehen und ob die kausalen Zusammenhänge, die zu einem Ereignis führen steuerbar sind oder nicht haben mich weiter über den Zufall und seine wesenhaften Bedeutungsbeziehungen zu ande­ren Begriffen forschen lassen, wie beispielsweise die freie Willensentscheidung oder die Absicht.

Die Bedeutungsfacetten des englischen Idioms „fall into place“, dem Titel, dem ich dem Werk 2017 gab, widerspre­chen einerseits dem Widersprüchlichen – der scheinbar un­vereinbaren Tätigkeit des Schlafens mit dem Ort einer Au­tobahn – bezeichnen aber auch die Bewusstwerdung, das Klarwerden einer Situation, wie ich sie erst 14 Jahre nach dem Vorfall durch die Neubenennung und Neuaufladung des Werkes erlebte.

Ich habe dieses Werk ausgewählt, weil ich die räumliche Situation – das Licht am Ende des Tunnels – aktuell für ein sehr sprechendes Symbol halte. Momentan sind wir vielleicht gerade in diesem Stadium: In einem lichten Tunnel mit immer grösseren Fenstern nach aussen und dem Erkennen des nicht so fernen Ausgangs.

Isabel Belherdis, fall into places II, C-Print auf Alu-Dibond, 120 x 120 cm, Auflage 1 + 1 AP, |3400 € |